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Montag, 24. November 2003
Das Duell - Teil 1
Obwohl die Warteschlange ziemlich lang war, bemerkte ich ihre Blicke auf mir ruhen. Ich betrachtete unverblümt den Ursprung, zwei riesige Kohlen.
Sie sandte mir ein Lächeln zu während ihre Hände die Waren mechanisch über den Scanner zogen. Der in diesem schäbigen Supermarkt beinahe deplaziert überirdisch schönen Kassiererin war wohl zu verdanken, dass vor und hinter mir hauptsächlich Männer warteten. War sie unbewusst der Grund, warum ich gerade hier einkaufte? Als ich dran kam, fragte sie mich auf Türkisch, ob ich in der Stadt H. wohne. Ich bejahte verblüfft. Sie sagte lachend, mich vor ein paar Tagen in H. gesehen zu haben. Sie würde zwar in D. arbeiten und studieren, aber in H. wohnen. Bevor die anderen Männer, die nicht den Vorteil besaßen, in der gleichen Stadt mit ihr zu leben begannen, ihren Unmut über den Small talk lautstark zu äußern, sagte sie mir, dass sie Aysche hieße. Ich sagte ihr meinen Namen und verabschiedete mich.
Es ist so: Bis zu meiner Pubertät und noch einige Jahre darüber war ich eine ziemlich unansehnliche Gestalt. Mein Kopf war eine ziemlich malträtierte Knolle, mein Körper fett. Glücklicherweise verfügte ich zu gleicher Zeit über ein ungeheuer großes Ego. Aus dieser Beschränktheit entwickelte ich Methoden, meine Konkurrenten zu überragen. Mit zunehmendem Alter wandelte ich mich äußerlich wie in der berühmten Fabel; in meinem Geiste aber blieb das Bild des Entlein eingebrannt. So fällt es mir stets schwer zu akzeptieren, von irgend einer Frau ohne mein Dazutun begehrt zu werden. Frei nach Groucho Marx, nicht in einem Club Mitglied werden zu wollen, der mich als Mitglied akzeptiert, bleiben allzu hübsche Frauen, also jene, nach deren Bilde ich während meiner Adoleszens onanierte, mir verdächtig. Die Sache wird noch komplizierter, wenn es sich bei der Schönheit um eine Türkin handelt.
Jetzt denunziere ich kurz mal das Biotop, in das ich hinein geboren wurde:
So sehr die Gemeinschaft der Immigranten von der Türkei ein Mosaik aus vielen Ethnien, Religionen und Kulturen ist, so sehr die einzelnen Stämme sich voneinander unterscheiden - in einem sind sie vereint: Sie wurden als die unterste Kaste aus ihrer Heimat ausgekotzt. Es ist nicht so, dass ich mit den Deutschen sympathisiere, die in ihrer unerträglichen Arroganz, Jahrzehnte lang die Wahrheit der Einwanderung zu ignorieren, ziemlich viel zu der Radikalisierung beigetragen haben (es ist lustig, zu sehen, wie sehr die US Amerikaner und die Deutschen sich ähneln: beide sind kritikresistent und dickfellig, verstehen den Rest der Welt nicht) aber ich kann da nicht mehr machen als tadeln. Zu meinem Volk aber kann ich sagen, dass wir, die Verlierer der Verlierer, dabei sind die Schallwelle auf dem Weg zur Hölle zu überholen. Schließlich ist es doch verlogen, zu jammern, die westliche Zivilisation als unmenschlich zu enttarnen um im nächsten Atemzug das Töten eines Ungläubigen oder wessen auch immer gut zu heißen, gar zu fordern. Wie dem auch sei, wenn ein Mann so eifrig und finster predigt, wie ich es gerade getan, steckt dahinter seine gekränkte Eitelkeit und das Weib.
Es war mir als Teenager nicht möglich, an türkische Mädchen ranzukommen. Sie waren nur daran interessiert, ein hübsches Gesicht an ihrer Seite zu haben. Später, als ich die deutsche Sprache beherrschte und mich aus dem Ghetto los sagte, hatte ich ausschließlich Schicksen zu Freundinnen, Lebensgefährtinnen.
(wird fortgesetzt...)


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