Natürlich haben wir auch erkenntnistheoretisch zum Erbe der Menschheit beigetragen.
Wir haben mindestens die Korruption, die Vetternwirtschaft und die Dummheit erfunden.
Istanbul ist in größter Gefahr, von der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes gestrichen zu werden. Und das ist auch gut so.
Die Günstlinge der Regierungspartei sollen sich untereinander ganze alte Wohnviertel zuschieben, die Bewohner dort bedrohen vertreiben und verfallende Gebäude ganz oder teilweise abreißen. Ganz im Lichte der Dummheit und Unwissenheit, gepaart mit der Unbarmherzigkeit, die jedem Religiösen dieser Welt innewohnt, wird das armenisch, griechisch, jüdisch geprägtes Gesicht der Stadt durch ein skurriles Gebilde ersetzt, das man osmanisch nennt.
Am weitesten ist diese brutalste Form der Gentrifizierung, die auch noch ganz orientalisch-heuchlerisch den offensichtlichen Raub der Günstlinge als eine Rückbesinnung zu den Wurzeln (aber welche? Die meinen zu ihrer Religion, wir sehen sie in der Steinzeit) verbrämt, in Sulukule fortgeschritten. Das Viertel ist älter als die Stadt und beherbergt Roma seit über tausend Jahren. Die Menschen hier, von denen jeder einzelne mehr Kultur und Geschichte besitzt als wir alle türkischen Barbaren zusammen, werden einfach umgesiedelt. Das Viertel wird plattgemacht. Teure Häuser mit Schwimmbädern für fromme Bartträger, die sich zur Zeit alles unter die Nagel reißen, was nicht niet- und nagelfest ist, sollen hier entstehen.